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Weltumseglungen

Weltumseglungen
 
Aphrodite IOI Blog
Im Moment kämpft sich gerade eine Flotte von Hightech Rennyachten durch die Kalmen Richtung Nordatlantik. Sie werden in Kürze in Frankreich erwartet, nachdem sie – von dort gestartet – drei Kaps, drei Ozeane und die Antarktis gerundet haben. Die Vendée Globe wird mit modernsten Segelbooten ausgetragen. Es ist ein Bisschen wie fliegen wenn man sie auf ihren seitlichen Schwerten „foilen“ und mit Höchstgeschwindigkeit über die Wellen hüpfen sieht. Verdrängung? Keine!

Als Ferdinand Magellan 1519 mit der Victoria aufbrach (Siehe zeitgenössische Darstellung oben) war die Kugelgestalt der Erde noch Gegenstand von Diskussionen, Galileo Galilei musste seine Aussagen noch im Jahre 1616 vor der Inquisition verantworten. Der Ausgang der Reise war ungewiss, und bei weitem nicht geplant, zumindest nicht so. Drei Jahre später kehrte die Victoria zurück nach Spanien, sie hatten die Magellanstraße entdeckt und den Pazifik überquert. (Die Passage um Kap Horn wurde erst ein Jahrhundert später durch Sir Francis Drake entdeckt.) An Bord kehrten nur etwa 10% der überlebenden Mannschaft zurück, die Reise war gekennzeichnet von Gewalteinwirkung wie Meutereien, Hinrichtungen und dergleichen. Dennoch hatte das erste Mal ein Schiff die Welt umrundet. Ferdinand Magellan war nicht unter den Überlebenden, er starb gewaltsam 1521 auf den Philippinen. Aber die Erde war rund!

Seither gab es zahlreiche Menschen die unter ganz unterschiedlichen Bedingungen eine Weltumseglung absolvierten. Ich erinnere mich noch, wie ich als kleiner Junge das Buch von Chay Blyth gelesen habe, der mit seiner British Steel 1971 als erster die Welt einhand und in Ost-West Richtung, also gegen Wind und Strömung umrundete. Der erste mir bekannte Fall von Sponsoring im Segelsport. Er hatte seine Reise minutiös geplant, ich erinnere mich gelesen zu haben wie er die aufgeklebten Etiketten seiner Konservendosen abkratzte um sie mit wasserfestem Filzschreiber zu kennzeichnen. (Auf späteren Reisen mussten die Mannschaftsmitglieder sogar die Zahnbürsten in der Mitte durchbrechen um Gewicht zu sparen.) Er benötigte 292 Tage für seine Weltumseglung und erhielt dafür den Orden „Commander of the British Empire“. Die British Steel gibt es heute noch, eine Gruppe von Enthusiasten in Dartmouth hat sich ihrer angenommen.

Die schnellste Umrundung gelang bisher dem Franzosen Loïck Peyron, 2011 / 2012 benötigte er nur 45 Tage um den Trimaran Banque Populaire mit seiner 13-köpfigen Mannschaft um die Welt zu steuern.

Wann hat man die Welt umrundet? Auszug aus Wikipedia: „Um die Welt zu umsegeln, muss ein Schiff von einem Punkt starten und zum selben Punkt zurückkehren. Es muss alle Längengrade überqueren und es muss den Äquator queren (...) Die kürzeste orthodromische Strecke des Schiffs muss mindestens 21.600 Seemeilen betragen…“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltumrundung. Eine „orthodromische Strecke“ ist die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten auf einer Kugel. Eine weitere Erklärung für Orthodromie finden Sie hier.) Weiter heißt es bei Wikipedia: „Ein Schiff, das in der südlichen Hemisphäre startet, muss eine Insel oder einen anderen festen Punkt in der nördlichen Hemisphäre umrunden – jedoch nur einmal –, der die Anforderungen an die Mindest-Distanz erfüllt“. Gerade der letzte Passus wurde der 16 jährigen Australierin Jessica Watson 2010 zum Verhängnis, Sie rundete keine Insel in der nördlichen Hemisphäre. Außerdem muss man heute um in die Liste der Weltumsegler aufgenommen zu werden mindestens 18 Jahre alt sein. Dies, da gerade in jüngster Zeit immer jüngere Segler und Seglerinnen versuchten den Rekord des jüngsten Weltumseglers zu brechen. So auch die erst 14 jährige Holländerin Laura Dekker, die Ihr „Recht“ auf eine Weltumrundung 2010 vor Gericht erstritten hatte.

Ob man seine Route dabei rund um die drei Kaps wählt oder das eine oder andere Kap durch die Querung eines Kanals auslässt spielt keine Rolle, Weltumseglung ist Weltumseglung. Egal ob von Ost nach West oder von West nach Ost, Barfußroute oder Kap Horn (Wobei man die "Barfußroute" heute wohl eher als "Piratenroute" bezeichnen könnte, aufgrund der Passage am Horn von Afrika).

Das letzte Abenteuer bleibt aber noch offen!

Es gibt aber noch eine Route, die bisher niemand wagte: Seit Boris Herrmann 2015 an Bord des Trimarans Qingdao China die Nordostpassage nonstop durchsegelte weiß man dass es möglich ist: Von Europa nach Norden, Murmansk, Nordpolarmeer, Beringstraße, dann über den Pazifik, weiter über Kap Horn und zurück durch den Atlantik. Alle Längengrade nur einmal gekreuzt, den Äquator gekreuzt, und gleichzeitig 18 Jahre alt zu sein, das hat bisher noch niemand geschafft! Ich freue mich auf den ersten der das tun wird. In der Ära der globalen Erwährmung und der zunehmenden Eisfreiheit ja nur eine Frage der Zeit.

Aber wer war denn nun der erste Mensch der die Welt umrundete? Enrique Melaka soll um 1498 auf Sumatra geboren sein und 1511 während der portugiesischen Eroberung versklavt und um Afrika herum nach Europa verschleppt worden sein. 1519 segelte er dann weiter mit Magellan (siehe oben) über den Pazifik bis auf die Philippinen. Er könnte der erste gewesen sein. Aber es fehlen ihm ein paar Seemeilen weil Sumatra über 1.000 Seemeilen weiter westlich liegt als die Philippinen (Siehe Karte unten). Trotzdem sehr bechtlich und ein Kandidat.

Magellan selbst? Er hielt sich 1512 auf den Molukken auf, von wo er zurücksegelte um das Kap der Guten Hoffnung nach Portugal. Dann segelte er unter spanischer Flagge (mit Enrique) über den Pazifik bis auf die Philippinen. Damit hätte er mehr als 360 Längengrade gekreuzt, aber auch er ist nicht am selben Punkt angekommen, dennoch auch ein heißer Kandidat.

Den 18 Mannen die mit der Victoria im Jahr danach heimkehrten, darunter auch ein Teutscher, wird die Ehre zu Teil. König Carlos Primero von Spanien überreichte Kapitän Juan Sebastián Elcano ein Schwert mit einer verzierten Weltkugel mit der Inschrift: "Primus circumdedisti me" ("als erster umrundetest Du mich")

Alexander Ott

Das Foto unten der Edmond de Rothschild, Teilnehmer der diesjährigen Vendée Globe ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz. Sie finden das Original hier

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gepostet: 08.01.2017