Geschichte der Aphrodite IOI
Seit 1977 wird die Aphrodite lOl nunmehr gebaut - mit der Liebe und den kompromisslosen Qualitätsansprüchen, die ihr ihre Schöpfer mitgegeben haben. Ihr Geheimis ist ihre Klassizität, der Einheitsgedanke mit strengen Klassenvorschriften, die keine konstruktiven Veränderungen zulassen. Wieso aber wurde eine so aussergewöhnliche Yacht wie die Aphrodite lOl in gerade jener Zeit entworfen? Wer waren Ihre geistigen Väter? Und: Was unterscheidet die Aphrodite lOl von vergleichbaren Yachten?
In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts sah die Situation auf dem Yachtmarkt so aus, dass die Neukonstruktionen immer breiter und schwerer wurden um unter Deck viel Platz für familiengerechtes Segeln zur Verfügung zu stellen. Dies wurde durch die IOR-Formel, jene in der Zeit vorherrschende Ausgleichformel für Segelyachten sehr begünstigt. Eine 10-Meter Yacht brachte damals bei einer Breite von drei bis dreieinhalb Metern leicht 5-6 Tonnen auf die Waage.
In diese Zeit hinein wurde die Aphrodite lOl durch die dänischen Yachtkonstrukteure Jan Kjaerulff und Paul Elvstroem konzipiert. Kjaerulff und Elvstroem arbeiteten in jener Zeit schon einige Jahre zusammen und entwickelten die Idee der Aphrodite lOl - der Auftrag stammte von Jörgen Juul Rasmussen, einem dänischen Segelbegeisterten, der eine Vorliebe für schnelle, leichte und sportlich-schlanke Segelyachten hatte. Kjaerulff`s Aufgabe war dabei im wesentlichen die Entwicklung der Rumpfform, während Elvstroem sich dem Deckslayout, der Beschlagsanordnung und dem Rigg widmete.
Echte Alternativen gab es zu jener Zeit also kaum für Liebhaber schlanker Segelyachten die ein sportliches und trotzdem familiengerechtes Segeln erlaubten. Neben der Aphrodite lOl entstanden mehr oder weniger gleichzeitig die Konstruktionen der BB10, der Señorita Helmsman oder auch der Avance 36, alles Neubauten welche genau in die Lücke von 7/8 geriggten, leichten und schlanken Yachten um 10 Meter Länge hineinentworfen wurden. Nun - die Aphrodite lOl war schliesslich diejenige welche sich durchsetzen sollte. Sie war zweiffellos die schnellste und auch die schönste unter ihren Mitbewerberinnen - und das ist sie bis heute geblieben.
Der erste Prototyp entstand 1976 in Halmstad unter dem Namen Elvstroem 95/Mungo. Der ursprünglich 9,50 lange Rumpf wurde dann auf einer kleinen Werft auf Langeland um 60 cm verlängert, so dass er eine Länge von 10,10 aufwies, und in Aphrodite lOl (10,1 m) umbenannt wurde. Im Laufe der Saison wurde die Yacht aber wieder um ca. 15 cm im Heckbereich gekürzt, um dem damals in Dänemark geltenden Handicap-Reglement zu entsprechen, so gelangte die Aphrodite lOl zu ihrer heutigen Länge von 9,95 m (und auch das mit der Bezeichnung lOl wäre geklärt).
Die Serienproduktion begann 1977 auf der dänischen Bianca-Yachtwerft, die sich seit den frühen 60er Jahren mit dem Bau von Holzyachten beschäftigte.
An der von Anfang an sehr funktionalen und überzeugenden Beschlagsausrüstung erkannte man sofort die erfahrene Hand Paul Elvstroems. Das Schiff war mit einem 7/8-geriggten Mast und einer Selbstwendefock ausgerüstet. Mit einer extrem nach hinten gepfeilten Saling versuchte man - ähnlich dem Rigg der Soling - auf Backstagen ganz zu verzichten, so dass die Yacht bequem von einem Mann gesegelt werden konnte.
Jan Kjaerulff stellte fünf Prioritäten auf welche sein Werk erfüllen sollte: Elegantes Aussehen, Geschwindigkeit, Leichtes Handling, Sicherheit und Robustheit. In kurzer Zeit konnte die lOl sich eines relativ hohen Verbreitungsgrades erfreuen, was ihrem Status als Einheitsklasse natürlich entgegen kam. 1977 und 1978 gab es bereits Yachten in Deutschland, in der Schweiz, in Dänemark und sogar in den USA. So sollte das Konzept von Jan Kjaerulff letztenendes also aufgehen.
Bereits im Herbst/Winter 1977 fanden die ersten beiden Exemplare den Weg an den Bodensee. Ab 1978 nahm die Familie Ott mit ihrer "Aphrodite" G-153 (dies war nicht die Baunummer, sondern eine vom DSV zugeteilte Segelnummer) regelmässig an Regatten auf dem Bodensee teil. Aufgrund einer ausserordentlich guten Platzierung beim blauen Band vom Bodensee 1978 (unter den ersten 10!) sprach es sich schnell herum, dass es sich bei dieser Segelyacht um etwas besonderes handeln musste. Der Grundstein für eine Population von heute weit über 100 Booten auf dem Bodensee war somit gelegt. In den 80er Jahren formierte sich die wachsende Zahl der Aphrodite lOl - Segler im Club Aphrodite lOl Bodensee e.V.
Anfängliche Kinderkrankheiten wurden schnell erkannt und verbessert: so war relativ schnell klar, dass das Rigg nicht ohne Backstagen auskommen würde, oder dass das Ruderblatt vor allem bei etwas mehr Wind auf Raumschotkursen zu klein war. Bis in die heutige Zeit wurden ausserdem noch die Mastkonstruktion zugunsten eines etwas steiferen Profiles überdacht, durchgehende Latten im Grossegel zugelassen, und ausserdem - zumindest auf dem Bodensee - ein 150% Drifter (Genua) eingeführt. Das Reglement wurde für den Bodensee ausserdem noch in ein paar weiteren Kleinigkeiten geändert, zum Beispiel sind dort aufgrund des Drifters auch Zweigangwinschen und eine Rollfockanlage erlaubt.
In den Folgejahren gab es eine Anzahl von Yachtkonstruktionen die stark an das Konzept der Aphrodite lOl angelehnt waren, so z.B. die grössere Aphrodite 414 welche für den amerikanischen Markt gedacht war, oder auch die etwas kleinere m2 welche von der Moser-Yachtwerft für den Zürichsee angedacht war, jedoch konnte sich letztenendes keines dieser Boote durchsetzen.
Ab 1978 Jahren wurden auch auf einer kleinen englischen Werft auf der Isle of Wight ca. 15 Aphrodite lOl in Lizenz von John Macintosh gebaut, die Produktion wurde dort aber in den 80ern wieder eingestellt. 1987 schliesslich musste auch die Bianca-Werft in Dänemark aufgrund finanzieller Probleme den Bau der Yachten einstellen, ab 1988 konnte sie dann aber auf der Bachs Bootswerft - ebenfalls in Dänemark - fortgesetzt werden. 1994 schliesslich wurden die Produktionsrechte von der Fa. Ott Wassersport in Meersburg am Bodensee übernommen, ein Schritt der das Weiterleben der Aphrodite lOl langfristig gewährleisten konnte. Heute kann die One-Design-Class Aphrodite lOl auf annähernd 500 gebaute Yachten in einem Zeitraum von echo (date("Y") - 1977) ?> Jahren zurückblicken, eine fast einmalige Geschichte für eine Yacht dieser Grössenordnung.
Heute gibt es Yachten in Dänemark (dort bildet die Aphrodite IOI eine nationale Klasse), Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich, Schweden, Norwegen, England und sogar je ein Exemplar in Spanien (Palma de Mallorca), in Italien und in Südafrika, zum Teil auch in Klassenvereinigungen ähnlich der am Bodensee organisiert. Selbst in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es eine Flotte von ca. 30 Yachten die derlOl Association North America in Seattle angehören. Nationale und internationale Meisterschaften werden heute ausgesegelt, so zum Beispiel die internationale Klassenmeisterschaft (auch Worldcup genannt) die im zweijährigem Rhytmus am Bodensee stattfindet.
Bereits heute ist die Aphrodite lOl ein Klassiker geworden, eine Legende die man noch in ferner Zukunft auf vielen Revieren antreffen wird, und mancherorts kann man auf einer Segelyacht die staunenden Worte vernehmen: "schaut mal da, eine Aphrodite lOl"
Alexander Ott, August 2002
In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts sah die Situation auf dem Yachtmarkt so aus, dass die Neukonstruktionen immer breiter und schwerer wurden um unter Deck viel Platz für familiengerechtes Segeln zur Verfügung zu stellen. Dies wurde durch die IOR-Formel, jene in der Zeit vorherrschende Ausgleichformel für Segelyachten sehr begünstigt. Eine 10-Meter Yacht brachte damals bei einer Breite von drei bis dreieinhalb Metern leicht 5-6 Tonnen auf die Waage.
In diese Zeit hinein wurde die Aphrodite lOl durch die dänischen Yachtkonstrukteure Jan Kjaerulff und Paul Elvstroem konzipiert. Kjaerulff und Elvstroem arbeiteten in jener Zeit schon einige Jahre zusammen und entwickelten die Idee der Aphrodite lOl - der Auftrag stammte von Jörgen Juul Rasmussen, einem dänischen Segelbegeisterten, der eine Vorliebe für schnelle, leichte und sportlich-schlanke Segelyachten hatte. Kjaerulff`s Aufgabe war dabei im wesentlichen die Entwicklung der Rumpfform, während Elvstroem sich dem Deckslayout, der Beschlagsanordnung und dem Rigg widmete.
Echte Alternativen gab es zu jener Zeit also kaum für Liebhaber schlanker Segelyachten die ein sportliches und trotzdem familiengerechtes Segeln erlaubten. Neben der Aphrodite lOl entstanden mehr oder weniger gleichzeitig die Konstruktionen der BB10, der Señorita Helmsman oder auch der Avance 36, alles Neubauten welche genau in die Lücke von 7/8 geriggten, leichten und schlanken Yachten um 10 Meter Länge hineinentworfen wurden. Nun - die Aphrodite lOl war schliesslich diejenige welche sich durchsetzen sollte. Sie war zweiffellos die schnellste und auch die schönste unter ihren Mitbewerberinnen - und das ist sie bis heute geblieben.
Der erste Prototyp entstand 1976 in Halmstad unter dem Namen Elvstroem 95/Mungo. Der ursprünglich 9,50 lange Rumpf wurde dann auf einer kleinen Werft auf Langeland um 60 cm verlängert, so dass er eine Länge von 10,10 aufwies, und in Aphrodite lOl (10,1 m) umbenannt wurde. Im Laufe der Saison wurde die Yacht aber wieder um ca. 15 cm im Heckbereich gekürzt, um dem damals in Dänemark geltenden Handicap-Reglement zu entsprechen, so gelangte die Aphrodite lOl zu ihrer heutigen Länge von 9,95 m (und auch das mit der Bezeichnung lOl wäre geklärt).
Die Serienproduktion begann 1977 auf der dänischen Bianca-Yachtwerft, die sich seit den frühen 60er Jahren mit dem Bau von Holzyachten beschäftigte.
An der von Anfang an sehr funktionalen und überzeugenden Beschlagsausrüstung erkannte man sofort die erfahrene Hand Paul Elvstroems. Das Schiff war mit einem 7/8-geriggten Mast und einer Selbstwendefock ausgerüstet. Mit einer extrem nach hinten gepfeilten Saling versuchte man - ähnlich dem Rigg der Soling - auf Backstagen ganz zu verzichten, so dass die Yacht bequem von einem Mann gesegelt werden konnte.
Jan Kjaerulff stellte fünf Prioritäten auf welche sein Werk erfüllen sollte: Elegantes Aussehen, Geschwindigkeit, Leichtes Handling, Sicherheit und Robustheit. In kurzer Zeit konnte die lOl sich eines relativ hohen Verbreitungsgrades erfreuen, was ihrem Status als Einheitsklasse natürlich entgegen kam. 1977 und 1978 gab es bereits Yachten in Deutschland, in der Schweiz, in Dänemark und sogar in den USA. So sollte das Konzept von Jan Kjaerulff letztenendes also aufgehen.
Bereits im Herbst/Winter 1977 fanden die ersten beiden Exemplare den Weg an den Bodensee. Ab 1978 nahm die Familie Ott mit ihrer "Aphrodite" G-153 (dies war nicht die Baunummer, sondern eine vom DSV zugeteilte Segelnummer) regelmässig an Regatten auf dem Bodensee teil. Aufgrund einer ausserordentlich guten Platzierung beim blauen Band vom Bodensee 1978 (unter den ersten 10!) sprach es sich schnell herum, dass es sich bei dieser Segelyacht um etwas besonderes handeln musste. Der Grundstein für eine Population von heute weit über 100 Booten auf dem Bodensee war somit gelegt. In den 80er Jahren formierte sich die wachsende Zahl der Aphrodite lOl - Segler im Club Aphrodite lOl Bodensee e.V.
Anfängliche Kinderkrankheiten wurden schnell erkannt und verbessert: so war relativ schnell klar, dass das Rigg nicht ohne Backstagen auskommen würde, oder dass das Ruderblatt vor allem bei etwas mehr Wind auf Raumschotkursen zu klein war. Bis in die heutige Zeit wurden ausserdem noch die Mastkonstruktion zugunsten eines etwas steiferen Profiles überdacht, durchgehende Latten im Grossegel zugelassen, und ausserdem - zumindest auf dem Bodensee - ein 150% Drifter (Genua) eingeführt. Das Reglement wurde für den Bodensee ausserdem noch in ein paar weiteren Kleinigkeiten geändert, zum Beispiel sind dort aufgrund des Drifters auch Zweigangwinschen und eine Rollfockanlage erlaubt.
In den Folgejahren gab es eine Anzahl von Yachtkonstruktionen die stark an das Konzept der Aphrodite lOl angelehnt waren, so z.B. die grössere Aphrodite 414 welche für den amerikanischen Markt gedacht war, oder auch die etwas kleinere m2 welche von der Moser-Yachtwerft für den Zürichsee angedacht war, jedoch konnte sich letztenendes keines dieser Boote durchsetzen.
Ab 1978 Jahren wurden auch auf einer kleinen englischen Werft auf der Isle of Wight ca. 15 Aphrodite lOl in Lizenz von John Macintosh gebaut, die Produktion wurde dort aber in den 80ern wieder eingestellt. 1987 schliesslich musste auch die Bianca-Werft in Dänemark aufgrund finanzieller Probleme den Bau der Yachten einstellen, ab 1988 konnte sie dann aber auf der Bachs Bootswerft - ebenfalls in Dänemark - fortgesetzt werden. 1994 schliesslich wurden die Produktionsrechte von der Fa. Ott Wassersport in Meersburg am Bodensee übernommen, ein Schritt der das Weiterleben der Aphrodite lOl langfristig gewährleisten konnte. Heute kann die One-Design-Class Aphrodite lOl auf annähernd 500 gebaute Yachten in einem Zeitraum von echo (date("Y") - 1977) ?> Jahren zurückblicken, eine fast einmalige Geschichte für eine Yacht dieser Grössenordnung.
Heute gibt es Yachten in Dänemark (dort bildet die Aphrodite IOI eine nationale Klasse), Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich, Schweden, Norwegen, England und sogar je ein Exemplar in Spanien (Palma de Mallorca), in Italien und in Südafrika, zum Teil auch in Klassenvereinigungen ähnlich der am Bodensee organisiert. Selbst in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es eine Flotte von ca. 30 Yachten die der
Bereits heute ist die Aphrodite lOl ein Klassiker geworden, eine Legende die man noch in ferner Zukunft auf vielen Revieren antreffen wird, und mancherorts kann man auf einer Segelyacht die staunenden Worte vernehmen: "schaut mal da, eine Aphrodite lOl"
Alexander Ott, August 2002
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Kategorien: Kolumnen
Keywords: Geschichte, Aphrodite, IOI
gepostet: 20.04.2003